30.01.2019

2 Kommentare

Dass Google und Facebook dich besser kennen dürften als dein/e eigene/r Mutter/Ehemann/Zellengenosse, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Aber wusstest du, dass du sehr vieles von dem, was die großen Anbieter über dich wissen, selbst auslesen (und sogar löschen) kannst? Dieser Artikel verrät dir, wie – mach den Daten-Selbst-Check.

Für „Endlich Feierabend“ in SAT.1 habe ich mal in die Profile zweier Damen geschaut und analyisert, was Google und Facebook so alles über uns speichern. Da kamen einige echt schockierende Momente bei raus (zu sehen am 30.01. ab 18:00 Uhr in SAT.1).

[Tweet „Prüfe mit diesen Links selbst, was Google und Facebook über dich gespeichert haben“]

Grundsätzlich müssen wir davon ausgehen, dass Facebook und Google ALLES speichern, was du tust. Gerade Google hat mit seinem Mix aus Suchmaschine, Betriebssystem, Browser und diversen anderen Angeboten einen nahezu flächendeckenden Zugriff auf dich.

Vieles von dem, was sie über uns analysieren und speichern, zeigen sie uns aber auch relativ offen an, wenn man weiß, wo man suchen muss. Anderes kann man relativ leicht mit Tools herausfinden. Ich habe dir hier mal die wichtigsten Links zusammengestellt. Und  ich verrate dir, wie du diese Daten löschen oder sogar die Speicherung von vornherein verhindern kannst.

Das hat Facebook alles über dich gespeichert

Wir starten mit der größten Social Media Plattform der Welt – Facebook. Die meisten untenstehenden Links findest du in deinem Facebook-Profil unter „Aktivitätenprotokoll“ (sowohl am Desktop als auch am Smartphone).

Deine Interessen und Vorlieben

Werbepräferenzen bei Facebook

Facebook wertet dein Verhalten aus, zum Beispiel Likes für Fanpages oder Klicks auf Anzeigen. Daraus bildet Facebook dann Interessenskategorien, die man als Werbekunde targetieren kann. Welche Interessenkategorien Facebook dir zugeordnet hast, kannst du hier nachprüfen:

https://facebook.com/ads/preferences

oder in der App unter Einstellungen und Privatsphäre –> Privatsphäre auf einen Blick –> Werbepräferenzen

Facebook hat die diversen Interessen in Kategorien geordnet. Bei mir sind alleine fast 1.000 Interessen in 13 Kategorien eingeordnet.

Gegenmaßnahmen: Wenn du findest, dass die Interessen nicht zu dir passen, kannst du sie mit einem einfachen Klick entfernen. Dann wirst du zu diesem Interesse keine Werbeanzeigen mehr sehen. Ganz ausschalten lässt sich die Werbung leider nicht (wohl aber mit dem AdBlocker blockieren…).

Deine angeklickten Werbeanzeigen

Alle angeklickten Werbeanzeigen

Ebenfalls auf dieser Seite kannst du auswerten, auf welche Facebook Ads du bisher geklickt hast (bzw. auf Ads von welchen Anbietern). Auch das hat sich Facebook alles gemerkt. Und auch hier kannst du mit einem Blick die Einstellung löschen.

Gegenmaßnahmen: Nicht auf Anzeigen klicken oder die Anzeigenkunden per Klick löschen.

Deine Standortverlauf

Facebook Standortverlauf

Facebook trackt relativ detailliert wo du dich gerade aufhältst (sofern du die Facebook-App nutzt). Im Facebook Standortverlauf siehst du alle Orte, wo Facebook dich erkannt hat (und wie lange du dort jeweils warst). Und dort kanst du den Verlauf auch löschen.

https://www.facebook.com/settings?tab=location

Gegenmaßnahmen: Facebook App nicht nutzen (also nur im mobilen Browser aufrufen) und Standortverlauf in der App deaktivieren (Einstellungen und Privatsphäre –> Privatsphäre auf einen Blick –> Deine Standorte –> Standortverlauf Aus).

Alle deine angesehenen Videos

Facebook Videoverlauf

Facebook hat sich natürlich gemerkt, welche Videos du auf der Website oder in der App angesehen hast. Das kann sehr nützlich sein, wenn du mal ein Video wiederfinden willst – oder auch sehr beängstend, wenn man sich anschaut, wie viele Daten alleine darüber über dich gesammelt werden.

https://www.facebook.com/me/allactivity?privacy_source=activity_log&log_filter=videowatch&category_key=videowatch

Gegenmaßnahmen: Gesamten Verlauf löschen (link oben auf der Seite) oder einzelne angesehene Videos aus dem Verlauf löschen.

Alles, was du je auf Facebook gesucht hast

Facebook Suchverlauf

Ähnlich wie Google speichert Facebook auch alles, was du je in das Suchfeld eingegeben hast. Wenn du also alle Spuren der peinlichen Nächte löschen willst, in denen du um zwei Uhr morgens vor einer leeren Flasche Wein deinem Ex-Partner (m/w/d) hinterhergestalked hast – hier hast du die Chance.

https://www.facebook.com/me/allactivity?privacy_source=activity_log&log_filter=search&category_key=search

Gegenmaßnahmen: Gesamten Verlauf löschen (link oben auf der Seite) oder einzelne Suchanfragen aus dem Verlauf löschen.

Einstellungen für mehr Privatsphäre

Vieles kannst du bei Facebook nicht abstellen – dein Suchprotokoll oder das Protokoll aller angesehenen Videos zum Beispiel wird automatisch angelegt. Du kannst es nur von Zeit zu Zeit löschen.

Außerdem solltest du mal alle Apps durchgehen, denen du im Laufe der Jahre Zugriff auf deinen Account gegeben hast. Viele davon sind extrem aktive Datenkraken und sollten dringend gelöscht werden (z.B. Nametest und dergleichen): https://www.facebook.com/settings?tab=applications

Das hat Google alles über dich gespeichert

Google ist nicht minder aktiv, wenn es um die Speicherung deiner Daten und Aktivitäten geht. Alles, was ich jetzt aufführe, findest du auch in deinem Google-Account unter https://myactivity.google.com/myactivity.

Deinen Standortverlauf

Genau wie Facebook speichert Google deinen Standort, sofern du das nicht aktiv abgestellt hast. Da kommt über die Jahre ganz schön was zusammen. Dich interessiert, wo du 2012 Silvester gefeiert hast? Google verrät es dir gern.

Klicke auf die einzelnen Tage, um Genaueres zu sehen. In der Auswahl oben links kannst du jeden Tag seit dem ersten Tag, den Google gespeichert hat, einsehen.

https://www.google.com/maps/timeline?pb

Gegenmaßnahmen: 

Alles, was du je zu Google gesagt hast

Ok Google – speicherst du eigentlich alles, was ich dich per Spracheingabe frage? Aber klar doch, inklusive Audio-Aufnahme…

https://myactivity.google.com/item?product=29

Gegenmaßnahmen: Einzelne oder alle Einträge löschen.

Alles, was du je bei YouTube kommentiert oder geliked hast

Natürlich merkt sich Google auch alles, was du je bei YouTube gemacht hast – z.B. welche Kommentare zu abgegeben oder welche Videos du mit einem Daumen rauf oder runter versehen hast.

YouTube-Kommentare: https://www.youtube.com/feed/history/comment_history

YouTube Likes & Dislikes: https://myactivity.google.com/page?page=youtube_likes&utm_source=my-activity

Gegenmaßnahmen: Keine (oder nachträglich Kommentare löschen / Daumenbewertungen zurücknehmen.

Mit welchen Geräten hast du Google-Dienste genutzt?

Google speichert, auf welchen Geräten du Google-Dienste genutzt hast.

https://myactivity.google.com/page?page=devices&utm_source=my-activity

Gegenmaßnahmen: Geräteaktivität deaktivieren.

Alle Apps, die du je runtergeladen oder deinstalliert hast

Wenn du ein Android-Smartphone benutzt, zeichnet Google natürlich auch alles auf, was im Playstore so passiert ist bzw. welche Apps du benutzt hast. Interessiert dich, welche Apps auf deinem ersten Smartphone installiert waren? Hier kannst du es einsehen.

https://myactivity.google.com/page?page=play_library&utm_source=my-activity

Gegenmaßnahmen: Einzelne Einträge löschen.

Wie gut kennt dich dein Chrome?

Chrome Predictors

Ebenfalls sehr interessant ist zu sehen, wie gut der Chrome-Browser dich bereits kennt. Zum Beispiel werden alle deine Eingaben in die URL-Zeile festgehalten. Irgendwann weiß Chrome dann, was du eingeben willst, auch wenn du erst den ersten Buchstaben eingetippt hast. Chrome gibt sogar an, mit welcher Zuverlässigkeit er diese Voraussage machen kann.

Um die „Chrome Predictors“ anzusehen, gibt einfach folgende Adressszeile in den Chrome-Browser ein:

chrome://predictors/

Gegenmaßnahmen: Im Inkognito-Modus surfen.

Einstellungen für mehr Privatsphäre

In deinem Google-Konto kannst du direkt vieles einstellen, z.b. ob dein Standort mitgetrackt werden soll oder nicht. Logg dich dazu einfach ein und klicke auf „Datenschutzeinstellungen prüfen“. Google führt dich dann durch alle Einstellungen.

Warum tracken Google und Facebook so viele Daten?
Kurz gesagt: wegen der Werbung. Hast du dich schonmal gefragt, warum du all diese tollen Angebote im Netz (Google-Suche, Android, YouTube, Chrome, Facebook, Messenger, WhatsApp, Instagram etc.) kostenlos nutzen kannst? Das funktioniert, weil diese Angebote durch Werbung finanziert werden. Und die Werbekunden bezahlen dann gern und viel Geld, wenn die Werbung wirkt. Damit sie aber wirkt, muss sie auf dich und deine Interessen, Wünsche oder Vorlieben passen. Und dass sie passt – dafür sorgen die Daten. Google und Facebook bildet aus all diesen Daten Profile, um dir dann die perfekt passende Werbung auszuspielen (wie gut das schon klappt, sei mal dahingestellt). Denk immer an die Regel: „Wenn es nichts kostet, bist DU das Produkt.“

 

 

Felix Beilharz

Über den Autor

Felix Beilharz ist "einer der führenden Berater für Online- und Social Media Marketing" (RTL) und "gehört zu den besten Rednern Deutschlands" (WAZ).

Seit 2002 ist Felix im Online-Marketing unterwegs. Er hat Vorträge, Seminare und Workshops in 18 Ländern gehalten, 11 Bücher geschrieben und zählt 22 der 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands zu seinen Kunden.

Die Influencer-Analyseplattform Favikon rankt ihn als den einflussreichsten deutschen Experten im Digitalen Marketing. Über 110.000 Menschen folgen ihm in den sozialen Medien.

Felix unterrichtet an mehreren Hochschulen in Deutschland und der Schweiz und ist regelmäßig als Experte in TV, Radio und Print-Medien zu Gast.


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